In der Gruppe B finden sich bei der Weltmeisterschaft 2018 mit Portugal und Spanien zwei echte Schwergewichte des internationalen Fußballs neben dem Iran und Marokko wieder. Eigentlich sollte klar sein, wer ins Achtelfinale einziehen wird, oder?
Auf den ersten Blick scheint die Gruppe B wirklich vorhersehbar. Spanien, einer der Favoriten auf den Titel, wird wahrscheinlich souverän in die K.o.-Runde marschieren. Und auch Portugal möchten man meinen, wird als amtierender Europameister, noch dazu mit Superstar Cristiano Ronaldo, ins Achtelfinale einziehen. Doch schon bei der EM hatten die Portugiesen zu kämpfen. Die Selecao konnte bei der EM in Frankreich kein Spiel in der regulären Spielzeit gewinnen. Jedes Gruppenspiel beendete Portugal mit einem Remis. Es bleibt abzuwarten, ob der Blitz in diesem Sommer ein zweites Mal einschlägt.
Ihre Chancen, die Gruppenphase zu überstehen, stehen nicht so gut, wie man meinen möchte. Doch nach dem furiosen Remis gegen Spanien zum Auftakt, ist Alles möglich. Und dem Iran gelang es mit dem Sieg über Marokko aus dem Remis Kapital zu schlagen und die Chance auf einen Platz im Achtelfinale zu erhöhen. Dabei war dies dem Iran kaum zuzutrauen – Marokko dagegen spielte im Vorfeld groß auf. Die Atlas-Löwen, waren die einzige Mannschaft, die kein Gegentor in der finalen Gruppe der Qualifikation erhielten. Trotz Spielen gegen die Elfenbeinküste, Gabun und Mali zeigte sich Marokko stabil. Die Mannschaft um Kapitän Medhi Benatia, der sich einst bei Bundesliga-Quoten König Bayern München seine Sporen verdiente, und jetzt bei Juventus Turin unter Vertrag steht, hatte keine große Mühe das Ticket für Russland zu lösen.
Der Erfolg der Nordafrikaner ist in der stabilen Defensive begründet, die vor allem das schnelle Umschaltspiel versteht. Romain Saiss, der zusammen mit Benatia das Defensiv-Zentrum bildet, ist ein Meister des Eröffnungsspiels. Und die Fertigkeit Marokkos von Verteidigung blitzschnell zum Angriff überzugehen, wird die Gegner in diesem Sommer vor echte Probleme stellen. Im vorderen Drittel ruhen die Hoffnungen auf Hakim Ziyech. In der niederländischen Erendevise verzeichnete er in der abgelaufenen Saison mit 15 Vorlagen mehr Assists als jeder andere Akteur. Darüber hinaus ließ er den Ball neunmal im gegnerischen Tor zappeln. Er war der einzige Spieler in Hollands höchster Spielklasse, der mehr als 100 Schlüsselpässe spielte. Mit Nordin Amrabat, Younes Belhanda und Schalkes Amine Harit stehen spielstarke Partner zur Seite.
Vor allem Harit gilt es für die gegnerischen Verteidiger im Auge zu behalten. Denn der 20-Jährige beeindruckte in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga mit seinem starken Dribbling und seiner engen Ballführung. Nur Kevin-Prince Boateng wurde mit 95-mal öfter gefoult als Harit (94). Marokko ist allemal noch in der Lage, für eine Überraschung zu sorgen. Der Zweitplatzierte der Gruppe B würde auf den Sieger der Gruppe A treffen. Das könnte Urugay sein. Die Südamerikaner haben massig Talent in ihren Reihen, gewannen dennoch nur zwei von neun Auswärtsspielen im Qualifying. Marokko muss sich also keineswegs vor Luis Suarez und Co. fürchten, sollte es wirklich so weit kommen.