In dieser Frage gehen die Meinungen der großen Bundesligavereine mitunter auseinander. Während der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans Joachim Watzke, für den Erhalt der Regel ist, plädiert sein Kollege vom FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenige, für eine Freigabe. Der Vorstand von Eintracht Frankfurt hingegen regt eine Reform der 50+1 Regel an. Und war da nicht erst der Ausnahmegenehmigung von Martin Kind, um die 50+1 bei Hannover 96 außer Kraft zu setzten? Dieser Antrag ruht in der Zwischenzeit, was das Verhältnis der Mehrheit bei Hannover aktuell unverändert lässt.
Die Meinungen der Erst- und Zweitligisten in dieser Frage sind durchaus verschieden. So hat sich in letzter Zeit eine rege Diskussion über die umstrittene 50+1 Regelung entwickelt. Diese Regel besagt im deutschen Profifußball, dass kein Kapitalanleger die Stimmmehrheit bei einer der Mannschaften der beiden höchsten deutschen Spielklassen übernehmen darf.
Diesen Donnerstag treffen sich die Vertreter der 36 Vereine der ersten und zweiten Liga, um über das Thema zu diskutieren. Eine Entscheidung wird hier sicherlich noch nicht getroffen, dennoch dürfen kontroverse Gespräche erwartet werden.
Themen der Versammlung
Auf der Agenda der Mitgliederversammlung steht auch der in letzter Zeit immer wieder heftig kritisierte Videobeweis. Dieser befindet sich aktuell noch in der Testphase, soll aber nach Möglichkeit ganz regulär eingeführt werden. Gültig wäre die Einführung zur Saison 2018/19. Eine weitere Entscheidung, die auf der Versammlung getroffen werden soll, ist eine offline Testphase in der 2. Bundesliga. Diese soll ab der kommenden Saison allerdings ohne Auswirkung auf die Spiele stattfinden.
Der Videobeweis ist trotz anfänglicher Aufregung offiziell in das Regelwerk des FIFA-Weltverbandes aufgenommen worden. So kommt die am 3. März aufgenommene Technik erstmals bei einem großen Turnier, der WM im Sommer in Russland, zum Einsatz. Anders ist das bei der 50+1 Regel. Gerade die Fangruppierungen protestieren gegen die Möglichkeit großer Investoren, die Stimmmehrheit der Kapitalgesellschaften der ersten beiden Spielklassen in Deutschland zu übernehmen. Mahnend werde die Finger dabei oft gegen die englischen Ligen oder Richtung Paris gerichtet, wo reiche Oligarchen oder Scheichs sich ihre Traumkader zusammenkaufen.
Und die Fans?
Bisher haben sich rund 3000 Gruppen aus Fans, deutschlandweit zusammengeschlossen. Sie fordern ein Machtwort zum Erhalt der Regel, wie sie aktuell besteht. Das Bündnis ProFans spricht gar über den wichtigsten Kampf der nahen Zukunft im sportpolitischen Bereich. Ganz unbegründet ist die Sorge nicht. Gerade die Basis der Fankultur des deutschen Fußballs fürchtet, bei der Kommerzialisierung „ihres“ Sports als Verlierer vom Platz zu gehen. Wer die Fankultur aus der Bundesliga und der englischen Premier League vergleicht, kann leicht feststellen, was passieren kann. Hier hat in den letzten Jahren ein Abwandern der Fans eingesetzt. Dagegen stemmt sich die Initiative „50plus1bleibt“ mit aller Macht.
Sollten der DFB und DFL die Regel aufweichen, würde das aktuell bereits angespannte Verhältnis zwischen diesen Dachorganisationen und den Fans wohl vollends zu Bruch gehen. Zu gravierend wären aus Sicht der Fanvereinigungen die Änderungen, die auf die Ligen zukämen.
Die Tendenzen der Bundesligisten
Wie anfänglich bereits erwähnt, gehen die Meinungen hier deutlich auseinander. Karl-Heinz Rummenige, vom Ligaprimus Bayern München, ist für eine komplette Abschaffung der Regel. Er ist der Ansicht, dass jeder Verein selber entscheiden können sollte, ob er sich in diesem Rahmen für Investoren öffnen möchte. Ebenfalls sollte den Vereinen weiterhin die Möglichkeit bleiben, sich nicht zu öffnen. Die erfolgreichsten Klubs der Welt, Real Madrid und der FC Barcelona, halten sich im Übrigen ebenfalls an die 50+1 Regel.
Hans Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund hingegen, will dafür kämpfen, dass die Regel erhalten bleibt. So lange zumindest, wie ihm niemand aufzeigen kann, warum eine Abwendung von dieser nötig wäre.
Einen ganz anderen Weg will Eintracht Frankfurts Vorstand Hellman begehen. Er ist für eine Reform der Regel. So sollen Tradition und Kultur der Vereine bestehen bleiben, Investoren dürften aber dennoch mit einsteigen. Bei dieser Variante müsste allerdings sichergestellt werden, dass die Identität der Clubs unangetastet bliebe.
Die Meinungen gehen hier sehr weit auseinander. Geht es nach der CMS-Wirtschaftskanzlei aus Berlin, sollte es den Vereinen selbst überlassen werden, welche Regelungen sie letztendlich für die Aufnahme von Investoren zugrunde legen. Die Dachverbände DFL und DFB sollten lediglich die rechtlich legitimen Rahmenbedingungen schaffen, um eine Rechtssicherheit zu gewährleisten. Die Vereine müssten sich zudem überlegen, welche Gesellschaftsform der Klub im Zuge der Umstellung haben sollte.
Fazit zur Mitgliederversammlung
Man darf gespannt sein, was bei dem Treffen herauskommt. Sicher ist, dass hierzu am heutigen Donnerstag keine endgültige Entscheidung fallen wird. Jedoch wird sich eine Tendenz abzeichnen, denn alle 36 Vertreter der Vereine werden sich beteiligen können. Gerade die Fangruppierungen werden mit Interesse verfolgen, in welche Richtung sich die Meinungen zur 50 + 1 Regel bewegen.